Was ist Stress?

Aus evolutionärer Sicht ist Stress ein biologisch sinnvoller Mechanismus, der dem Menschen durch einen reflexhaften Angriffs- oder Fluchtmechanismus das Überleben sichert. Bei drohender Gefahr erlaubt z. B. die Steigerung der Herzfrequenz und der Muskelspannung eine blitzschnelle Kräftemobilisierung des Organismus.

Kampf und Flucht sind allerdings wenig geeignet, um mit den Stress-Situationen des heutigen Lebens umzugehen: Leistungsdruck und Zeitdruck im Berufsleben, drohende Überlastung und Erschöpfung (Burnout), schwierige Situationen in Familie und Partnerschaft, Belastung durch akute und chronische Krankheiten, Schmerzen oder psychische und psychosomatische Störungen. All diese äußeren Bedingungen können potentielle Stressauslöser oder Stressoren sein, auf die wir mit einer Stressreaktion antworten, die sich sowohl in körperlichen Symptomen als auch in Gedanken, Gefühlen und im Verhalten ausdrückt.

Im Verständnis der modernen Stressforschung ist Stress weder nur Reiz (Stressor), noch nur Reaktion, sondern beide Aspekte wirken zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die individuelle Bewertung der Person, welche die Situation erlebt. Diese Bewertungen laufen in der Regel blitzschnell, automatisch und unbewusst ab, und ziehen eine ebenso automatisch ablaufende Reaktion nach sich. Das Stress-Erleben kann bei verschiedenen Menschen je nach individuellem Lebenshintergrund ganz unterschiedlich ausgeprägt sein.